Wir wollen doch nur Musik machen

Bericht in der Limmatwelle / Dezember 2022

«Wir wollen doch nur Musik machen»
Die Harmonie Wettingen-Kloster sieht schwarz für die finanzielle Zukunft des Vereins. Ehrenpräsident Karl Gruber gibt einen Einblick.
«Wenn es so weitergeht, dann gibt es uns in fünf bis zehn Jahren nicht mehr», sagt der Ehrenpräsident des Blasmusikvereins Harmonie Wettingen-Kloster, Karl Gruber. Denn früher erhielt der Verein jeweils 15000 Franken Subventionen jährlich. Nun wurden diese gekürzt – auf 5000 Franken. Der Dirigent allein kostet aber schon 15000, früher gar mehr als 20000 Franken. Er ist enttäuscht: die Wertschätzung der Gemeinde für den kulturellen Bereich nehme massiv ab. Trotz allem ist aber auch Verständnis da: «Wir verstehen die Gemeinde, sie befindet sich momentan nicht in der lukrativsten Situation und die Unterstützung der Vereine ist eine freiwillige Leistung», doch frage er sich schon, wie die 185000 an Unterstützungsgeldern verteilt werden. «Ich denke, beim Sport fliesst das Geld ein bisschen besser.» Es habe sogar vor vielen Jahren einen Fragebogen gegeben, bei dem jeder Verein die Unterstützungsgelder angeben musste und diese hätten danach veröffentlicht werden sollen. «Ich habe nie ein Ergebnis gesehen und auch auf Anfrage bei der Gemeinde kann mir niemand sagen, wie diese 185 000 aufgeteilt werden.» Er vermutet, dass man durch die Fragebogen gesehen habe, dass das Verhältnis zwischen Sport und Kultur ungerecht sei und dass man dies danach nicht an die grosse Glocke hängen wollte.
Gewillt, etwas beizutragen
Die Harmonie-Wettingen-Kloster habe in all der Zeit nie um eine Erhöhung gebeten. Man habe sich immer selbst finanzieren können und das auch getan. Mit den Kürzungen gäbe es aber nun ein jährliches Defizit von rund 5-10000 Franken. Dazu kommt der Mitgliederschwund, der die meisten Vereine belastet und die Corona-Pandemie hat auch nicht positiv dazu beigetragen. Um zu sparen hat die Harmonie die Mitgliederbeiträge um 50 Prozent erhöht. Eine weitere Erhöhung kann deshalb durchaus wieder zum Thema werden: «Wir sind ja gewillt, etwas dazu beizutragen, damit wir bestehen können» so Gruber und fügt an «Wir wollen doch einfach nur Musik machen». So beteiligt sich der Verein unter anderem auch an der Papiersammlung, um ein paar Einnahmen zu generieren. Aber es reicht nicht: «Von Zeit zu Zeit müssen wir auch Instrumente oder die Kleidung ersetzen, dass schüttelt man nicht einfach aus dem Ärmel.»
Beim Tägi drehe sich alles nur noch ums Geld
Etwas das dem Ehrenpräsidenten besonders sauer aufstosst ist der Umgang im neuen Freizeitzentrum Tägi. Vor der Totalsanierung durfte der Blasmusikverein die Stühle und Tische im Tägi selbst stellen. Das habe die Abschlussrechnung um 2000 Franken verschmälert. Das gehe nun nicht mehr, man müsse dafür zahlen, dass diese gestellt werden. Auch Terminabsprachen für Konzerte seien klar schwieriger geworden, weil kommerzielle Anlässe immer Vorrang haben gegenüber dem Dorfverein. Er sei sich bewusst, dass das Tägi auf Profit aus sei, dass sich aber alles nur ums Geld drehe, verstehe er nicht. «Wir erwarten einfach Wertschätzung von der Gemeinde, dass wir einen angemessenen finanziellen Beitrag bekommen und besser behandelt werden», denn schliesslich sei die Harmonie Wettingen-Kloster das musikalische Aushängeschild für die Gemeinde. Nach der Musikschule kämen viele Junge in den Verein zum Weitermachen und es brauche eine Alternative zu den Sportvereinen. Eins ist jedenfalls sicher: «Wir geben nicht so schnell auf und wollen nicht aufhören – und unser 150-jähriges Jubiläum im Jahr 2031 wollen wir unbedingt erreichen.» Dafür muss die Gemeinde aber am gleichen Strang ziehen.