Jahreskonzert

Jahreskonzert

Der Terroropfer in Frankreich gedachte die Harmonie Wettingen-Kloster (HWK) mit dem «Earth Song» von Michael Jackson.
Ansonsten sollte das Jahreskonzert trotz der verheerenden News, die den ganzen Tag über alle Kanäle zu vernehmen waren, ein fröhlicher Anlass werden. «Wir haben heute bei den Hauptproben nicht über die Ereignisse in Paris geredet. Denn es wäre schwierig geworden, sich noch auf das Konzert zu konzentrieren, an dem jeder von uns sein absolut Bestes geben will», meinte Aktuarin Natalie Leuthold im Vorfeld des Auftritts. Höchstleistungen hatte die 40-köpfige Formation für die rund 500 Zuschauer, die in den Tägerhard-Saal gekommen waren, viele zu bieten. Der dynamische 2.-Klass-Verein lieferte eine Show mit absolutem Profiformat. Motto des Abends war «Baustelle», die Bühne entsprechend mit losen Backsteinen und Gerüsten dekoriert. «Eine Baustelle bedeutet Wandel und passt gut zu unserem Verein», erklärte Leuthold. Tatsächlich weiss die 1881 gegründete HWK ständig neue Massstäbe im Bereich Blasmusik zu setzen. Dieses Jahr zum Beispiel, indem sie Beatboxer Nino.G in ihr Programm integrierte. Zum Piccolo- und Saxophonsolo von Quincy Jones «Soul Bossa Nova» imitierte der Mundakrobat ein ganzes Schlagzeug. Schier unglaublich wie er mit Zunge, Mund, Hals und Nase gleichzeitig verschiedene Geräusche und Rhythmen erzeugen kann. Der Sohn eines italienischen Einwanderers, der eigentlich Antonio Fontana heisst, gehört zu den besten Beatboxern der Welt und trat am Montreux Jazz Festival mit Grössen wie Miles Davis und Gary Burton auf. Sandpapier und Schenkelklopfer. Das ganze Programm des HWK-Jahreskonzerts war ausser dem alten Schweizer Volkslied «Chum übers Mätteli» poppig-rockig gehalten. Bei Songs von «Earth, Wind & Fire», «Pink Floyd» und dem 80er-Jahre-Chartbreaker «Ghostbusters» glänzten die Musiker mit ihrem ausdrucksstarken und akzentuierten Spiel, das auch Freiraum für brillante Solisten wie Werner Füllemann am Flügelhorn liess. Nicht nur Moderator Stephan Frey machte auf der Bühne allerhand Kapriolen, auch die HWK selber war voller origineller Ideen. So wurde der Rhythmus zu «Sandpaper Concerto» auf Schleifpapier gerieben und «Rock Trap» gar ganz ohne Instrumente nur mit Klatschen, Schenkelklopfen und Zischeln intoniert. Traditionell kam auch die Tambourenvereinigung Wettingen und Umgebung zum Einsatz und präsentierte ihr jüngstes Mitglied – Knirps Tobias, – der an diesem Abend seinen ersten Auftritt hatte. Das Stück «Teamwork», in dem zwei Spieler übers Kreuz ein Instrument zum Klingen bringen (der eine bedient die Griffe, während der andere ins Mundstück bläst) ist beispielhaft für den HWK: «Teamwork wird bei uns grossgeschrieben. Die Stärkeren helfen den Schwächeren. Wir sind wie Teile einer Uhr, wo Zahnrad in Zahnrad greift», betonte Leuthold.